Momente der Natur
Siegerfotos des Europäischen Wettbewerbs
Seit dem 20. März präsentiert das Stadtmuseum Schleswig (Friedrichstraße) die Siegerfotos des Wettbewerbs „Europäischer Naturfotograf des Jahres“. Naturerlebniss-Momente, festgehalten mit modernster Kameratechnik und von den besten Naturfotografen Europas. Dieser Wettbewerb wird seit zwei Jahrzehnten von der GDT (Gesellschaft für Naturfotografie) durchgeführt. Die zehn besten Fotos der Kategorien werden während des Naturfotofestivals im Oktober in Lünen prämiert. Seit einem Jahrzehnt wurde es gute Tradition, dass diese Siegerbilder als Wanderausstellung auch nach Schleswig kommen ins Stadtmuseum.
Die Ausstellung im Stadtmuseum ist von Dienstags bis Sonntags geöffnet bis zum 23. Juni 2024.
Eröffnung der Ausstellung durch Solvin Zankl
Die Eröffnungsrede zur Ausstellung hielt der Kieler Naturfotograf Solvin Zankl. Der Europäische Naturfotografie-Wettbewerb gibt echte Naturerlebnisse an den Betrachter der Ausstellung weiter. Ein kurzes Filmchen seiner Präsentation zeigte, wie sich ein nicht existierender Fotograf mit seiner Kamera einer Gruppe von drei Vögeln am Flussufer nähert, die genausowenig existieren wie das Boot, dass sich dem Baum nähert. Solche Szenen kann man mit wenigen Worten von einem KI-Programm bestellen. Beim flüchtigen Betrachten ist keinerlei Fehler zu sehen. Außer dass es nichts mit realen Natur der Erde zu tun hat. Die Szene ist zusammengestellt aus den tausenden Videos, die die KI (Künstliche Intelligenz) gefüttert haben. Und sie entspricht den Sehgewohnheiten der Menschen, die eben solche Szenen in den Medien sehen.
Gegenteil zu dieser vermittelten Durchschnittsware sind die Fotos, die von engagierten Naturfotografen in der Natur erarbeitet werden.
Beispiel für Verletzung der Regeln „authentische Naturfotografie“
In Südamerika gibt es Käferlarven, die in Terminenhügeln leben. Die Larven leuchten nachts (Biolumineszenz). Eine derartige Leuchterscheinung lässt sich mit einer Langzeitbelichtung festhalten. Es entsteht ein wahrhaftiges Naturdokument, der Betrachter des Fotos kann an dem Erlebnis des Fotografen teilhaben. Wie Solvin Zankl in der Eröffnungsrede weiter ausführt, erlag der Fotograf allerdings der Versuchung, die Szene noch attraktiver zu gestalten. In Südamerika lebt ein Ameisenbär, der sich von Termiten ernährt. Ein ausgestopftes Exemplar wurde vor der Aufnahme neben den Termitenbau gestellt. Später, bei der Einreichung des Fotos zum Wettbewerb, wurde gesagt, dass das Tier zufällig in die Lichtschranke gelaufen sei. Das Foto war in technischer Hinsicht authentisch – die RAW-Datei war direkt in der Kamera entstanden. Die Fälschung fand vor der Kamera statt. Es dauerte nur einige Wochen, bis die Gemeinschaft der Naturfotografen diesen Betrug nachweisen konnte. Dieses Beispiel dokumentiert den Anspruch, der an die Wettbewerbsfotos gestellt wird.
Brutpflege bei Wanzen (Javier Aznar Gonzáles de Rueda)
Das Siegerfoto 2023 zeigt ein Tier der Kategorie „Andere Tiere“, eine Wanze. Das weibliche Tier hat etliche Tage seine Eier bewacht und betreut. In dem Moment des Fotos sind die kleinen Wanzen gerade dabei, die Geborgenheit der Nestes zu verlassen und in die Welt auszuschwärmen.
Der Autor schreibt dazu (Zitiert nach der Webseite der GDT)
Im größten Nationalpark Ecuadors, dem Yasuní Nationalpark, konnte ich das Brutpflegeverhalten einer Wanze der Art Antiteuchus tripterus über zwei Wochen lang verfolgen. Das Gelege befand sich auf einem Ast, und das Weibchen beschützte es vor Feinden,wie man es auch von anderen Wanzenarten kennt. Zu meiner Überraschung stellte ich im Laufe der Zeit fest, dass diese Mutter nicht nur die Eier behütete, sondern auch die geschlüpften Jungen, zumindest, bis sie sich zum ersten Mal gehäutet hatten. Die mütterliche Fürsorge dient dazu, die Überlebenschancen des Nachwuchses zu erhöhen, da es in den Regenwäldern Ecuadors nicht nur zahlreiche Fressfeinde gibt, sondern auch Parasitoide, wie etwa Schlupfwespen. Es ist ein hochkomplexes Ökosystem, in dem unzählige Organismen miteinander verbunden sind.
Zwei Ausstellungsgebäude im Stadtmuseum
Die Ausstellung zum Europäischen Naturfotograf ist auf zwei Gebäude des Stadtmuseums aufgeteilt. Gegenüber vom Teddybärmuseum sind zwei Stockwerke des „Stalls“ bestückt, z.B. mit der Kategorie „Andere Tiere“. In dem anderen Gebäude ist der Aufgang zur Empore mit der Unterwasserwelt bestückt. Der Gesamtsieger hängt an der Frontseite des unteren, grossen Ausstellungsraumes.
Kategorien des Europäischen Naturfotografen
- Vögel
- Säugetiere
- andere Tiere
- Pflanzen und Pilze
- Landschaften
- Unterwasserwelt
- Natur und Mensch
- Atelier Natur
- Junge Naturfotografen
Die Siegerfotos aller Wettbewerbskategorien sind auf der Seite der GDT-Foto zu sehen.
Naturdokument als Wettbewerbsprinzip
Die Jury der GDT prämiert nur Naturdokumente – der Fotograf muss nachweisen, dass sein eingereichtes Foto in der Kamera entstanden ist (Für Fotonerds ergänzt: die RAW-Datei muss vorgelegt werden). Es ist nicht zulässig, den Hintergrund auszutauschen oder Gegenstände aus dem Foto wegzuradieren oder hinzuzufügen. Der Fotograf muss bei diesem Wettbewerb allen Verlockungen der digitalen Bildbearbeitung widerstehen. Der Betrachter kann so reinen Herzens sich ganz dem dargestellten Naturerlebnis hingeben. Der Hase hat wirklich seine Pfote gegen die Raubkatze erhoben. Im Begleittext wird darauf hingewiesen, dass dem Hasen seine Tapferkeit nicht geholfen hat, er wurde dennoch gefressen.
Natur im Blick (Mölln)
Die Jury der GDT prämiert nur Naturdokumente – der Fotograf muss nachweisen, dass sein eingereichtes Foto in der Kamera entstanden Für diejenigen, die eher in der Nähe von Mölln wohnen und für die es nach Schleswig zu weit scheint, sei eine Ausstellung zur Natur erwähnt, die im Stadthauptmannshof Mölln, Hauptstraße 150, bis zum 07. April zu sehen ist. Öffnungszeiten Samstags und Sonntags von 11:00 bis 16:00 Uhr.
Gezeigt werden Fotografien, Skulpturen und Grafiken von Jens Butz (Fotografie), Christian Kaiser (Fotografie), Peer Oliver Nau (Skulpturen), Dr. Carsten Niemitz (Fotografie), der Domäne Fredeburg und A. Paul Weber. Weblink
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