Geologische Führung in der Liether Kalkgrube

Sonntag, der 18. September war „Tag des Geotops“. Die Betreuer der Liether Kalkgrube organisierten für diesen Tag mehrere Führungen in das Gebiet hinein. Gegen den Regen und Hagel waren zwei Unterstände aufgebaut – diese haben wir gerne genutzt. Sturmböen und Hagelschauer hätten sonst das Zuhören erheblich erschwert.

Infomappen und Regenschirm im kurzen Moment der Sonne

Salz kehrt das Untere nach oben

Sedimente lagern sich Schicht für Schicht ab, das jüngere Sediment liegt oben. So war es auch im Zechsteinmeer, das vor ca. 200 Millionen Jahren Norddeutschland bedeckte. Durch wiederholten Zufluss von Meerwasser und anschließender Verdunstung lagerten sich einige hundert Meter Salz ab. Auf diesen Baugrund legte sich Sedimentschicht für Sedimentschicht, während sich das ganze Gebiet weiter in die Erdkruste absenkte. Schließlich lagerten mehrere tausend Meter Sediment auf dem Salz. Unter diesen Bedingungen wird das Salz zähflüssig, es drängt als leichteres Material nach oben, während das Gestein nach unten drückt. Bei Elmshorn steigt ein Salzdom bis an die Erdoberfläche, durch Störstellen der darüber liegenden Schichten.  Dabei gerät die Ordnung der Schichten von alt nach jung durcheinander, hier kam es sogar zur Umkehr der Schichtfolge.

Auf die Frage, warum wir im Gebiet kein Salz sehen, bekommen wir eine klare Antwort: Der aufsteigende Salzdom kam auf seinem Weg nach oben in den Bereich des Grundwassers. Das gut lösliche Steinsalz wird aus den anderen Materialien herausgewaschen. Vor uns ist ein Salzstock ohne Salz, nur Sand, Lehm und schwer löslicher Gips.

Rote Felswand in der Liether Kalkgrube - Rotliegendes

Die rote Wand auf der Nordseite der Grube ist vermutlich der meist fotografierte Fels der Kalkgrube. Die Wand besteht aus eigentlich grauem Gips. Die rote Farbe wird vom Regen aus dem darüber liegenden roten Tonstein der Rotliegenden ausgewaschen. Links oben auf dem Bild sieht man eine frische Bruchstelle – in der Originalfarbe grau.

Liether Kalkgrube Gips und Vegetation

Ein „grauer“ Gipsfelsen im unteren, zentralem Teil der Kalkgrube. Die Aufnahme verdeutlicht auch den Konflikt zwischen Geotop und Biotop. Seitdem kein Kalkabbau mehr stattfindet, breitet sich lebendiges Grün über die geologische Formation aus. Ein vollkommen natürlicher Prozess – doch das Pflanzenwachstum verdeckt die geologischen Besonderheiten.

Zu dem Konflikt „Naturschutzgebiet“ (seit 1991) und „Geotop“ (seit 2006) kommt erschwerend die „touristische“ Nutzung der Steilhänge, bis hin zum Vandalismus (Beispielt Graffity auf Felsen oder Infotafeln).

Schwimmendes Laichkraut (Potamogeton natans)

Schwimmendes Laichkraut in den Teichen der Kalkgrube

Am Tag des Geotops steht klarerweise die Geologie im Zentrum der Führung. Nur nebenbei wird auf das Schwimmende Laichkraut im Teich und auf den Orchideenstandort vor dem Schilf hingewiesen. Der Standort „Liether Kalkgrube“ ist ebenfalls eine Botanische Führung wert, im Frühjahr bietet sich auch eine Führung zu den Amphibien an.

Die Liether Kalkgrube bleibt nur deshalb erhalten, weil elektrische Pumpen ständig Wasser herauspumpen. Wir erfahren, wo die 400 kg schwere Pumpe das Wasser aus den Teichen abpumpt. Mittlerweile wurden so viele Nährstoffe in den Kessel hineingetragen, dass Schilf und Algen sehr kräftig wachsen. Dieses organische Material verstopft die Rohre und die Pumpe. Zu den Kosten der Elektrizität kommt der Wartungsaufwand für die Pumpe hinzu.

Mehr Informationen zur Liether Kalkgrube

Das Naturschutzgebiet und Geotop Liether Kalkgrube wird von der „Gemeinschaft zur Erhaltung von Kulturgut in Tornesch von 1985 e.V.“ betreut. Deren Webseite bietet Texte und Grafiken zur Geologie. Dazu kommen Fakten zur gegenwärtigen Tier und Pflanzenwelt. Ebendort wird auch erklärt, welche Entdeckungen und wirtschaftliche Prozesse zu diesem Loch in der flachen Landschaft südlich von Elmshorn geführt haben.

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